(Foto: Peter  Berle/“Drogerie Berle“, auch genannt „Foto-Storch“, Bad König ; Scan von Reinhold Veit/HGV Bad König e.V.)

 

Der Windhund und das kleine Mädchen (in Bad König)

Auf unserem historischen Foto zeigen wir hier eine besondere fotografische Rarität: Peter Berle – selbst leidenschaftlicher Photograph (in damaliger Rechtschreibung) hatte dereinst in der Bahnhofstraße ein „multifunktionales“, breit aufgestelltes Fachgeschäft (Artikelhinweis s. unten). Das betrieb er zusammen mit seiner Ehefrau Liesel. Später übernahm dieses deren Sohn Klaus. Es war die Hochblütezeit der Kur in der damaligen Odenwaldgemeinde Bad König gewesen. Deshalb gab es auch in den 1950-er und 1960-er Jahren sehr, sehr viele Kurgäste.

Für Peter Berle gab es noch eine besondere Leidenschaft. Er hielt eine stattliche Zahl an Hunden einer Rasse, die damals in Bad König- vielleicht auch im Odenwald- von der Zahl her einzigartig war: Windhunde!

Sie wurden in einem rechteckigen Grundstück auf dem Areal hinter den beiden Häusern gehalten. Heute befindet sich dort ein Garten, wo von den Nachfolgeeigentümern viele Gemüsesorten in der Saison angepflanzt wurden und werden. Und von Zeitzeugen wird berichtet, dass es damals so um die zehn Prachtexemplare von Windhunden waren.

Jetzt möchten Sie wissen, was das ganz Besondere zu jener Zeit gewesen war? Unser Peter ging- man konnte regelrecht die Uhr danach stellen- zumindest jeden Sonntagmorgen im Rahmen des Kurkonzertes zum Vorplatz innerhalb des Kurgartens der noch jungen Wandelhalle, welcher mit unzähligen Kieselsteinchen bestückt war. Dazu nahm er- ausgerüstet mit Photoapparat und Zubehör- noch wenigsten zwei Windhunde angeleint mit.

Des Rätsels Lösung war, dass „Foto-Storch“- wie sein Ladengeschäft  sich auch noch nannte- die Windhunde zusammen gerade mit den „Kurmädchen“ in fotogener Position nahe der Wandelhalle und dem kleinen Kurgarten gebracht wurden. Die Fotos konnten die Auftraggeber, aber auch Auftraggeberinnen montags oder dienstags im Laden selbst besichtigen und- es war so gewünscht- käuflich erwerben.

 

Leider sind diese Duplikate bzw. Negative der vielen Fotos mit Windhunden nicht mehr auffindbar. Um so bedeutender ist, dass dieser Tage noch ein Berle`sches Windhunde-Foto aus der Zeit um 1952/1953 exklusiv vorhanden ist: Man könnte dieses mit dem Titel „Der Windhund und das kleine (blonde) Mädchen“ umschreiben-so also nur mit e i n e m Windhund dabei. Das kleine Mädchen von einst dürfte damals schätzungsweise um die fünf Jahre alt gewesen sein. Ungefähr haben Kind und Windhundrücken dieselbe Höhe- auch eine Erinnerung an das damalige „Kur-Bad König“ und die anfänglichen 1950-er Jahre.

 

Anmerkung:

Windhunde sind übrigens noch heutzutage in Großbritannien die Grundlage für sportive Ereignisse. Es gibt dort die berühmten Windhunde-Rennen, und man kann sogar Wetten- ähnlich den Pferderenn-Wetten- auf Wettbewerbe für die dort an die Starts gehenden „Greyhounds“ abschließen.

 

 

 

Sehen Sie sich bitte dazu auch den Bildartikel „Historie Bad König: Die Nachkriegsjahre beginnen mit den ersten Fachgeschäften“ (vom 03.01.2018) hier auf dieser Homepage www.hgv-badkoenig.de an. Da wird sozusagen das Stammhaus der Drogerie Berle/“Foto-Storch“ besprochen.

 

Argentat sur Dordogne- Bad König im Odenwald. Beim Gang über dem Friedhof in Argentat sur Dordogne fand anlässlich der Jumelage in diesem Sommer 2018 ein dortiges Grab mit folgender Inschrift Beachtung: „Fischer Franz, verstorben den 7. April 1961“. Es ist die Ruhestätte eines ehemaligen deutschen Soldaten, der nach Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 nicht mehr in seine deutsche Heimat zurückkehrte. Er blieb hier in Bad Königs dann späterer französischer Partnerschaftsstadt, arbeitete längere Zeit in einem dortigen Geschäft, wie Nicole Farges– die dortige Partnerschaftskomitee-Vorsitzende- die sich um dieses „deutsche Grab“ seit einigen Jahren kümmert, vor Ort erzählte.

Gut zwei Jahre später nach Franz Fischers Tod werden Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer am 22. Januar 1963 in Paris den deutsch-französischen Vertrag, der auch als Freundschaftsvertrag gilt, feierlich unterzeichnen, der die beiden großen europäischen Nationen eng verbindet.

 

 

Scan: Reinhold Veit/Foto und Text: Reinhold Nisch/HGV Bad König e.V.)

 

 

 

 

Remembering 1968/T-Shirt in der Retrospektive (Foto: Reinhold Veit)

Bad König. Am Pfingstsonntag (20. Mai 2018) startet im Heimatmuseum von 10.30 bis 12 Uhr die neue Ausstellung   „Vor 50 Jahren- das Schlüsseljahr 1968 im Spiegel der Geschichte“. (Titelfoto dazu: Reinhold Veit)

 

Das Jahr 1968 – Ausstellung im Heimatmuseum Bad König/Odenwaldkreis
Bad König. „Vor 50 Jahren- das Schlüsseljahr 1968 im Spiegel der Geschichte“, so lautet eine Buch- und Zeitschriftenausstellung, die im Heimatmuseum Bad König den ganzen Sommer über zu sehen ist
(Ausstellungsschluss: 26.August 2018). Eine zusätzliche Broschüre hierzu ist kostenlos für Interessierte verfügbar. Das Heimatmuseum hat jeweils sonntags von 10.30 bis 12 Uhr geöffnet. Sonderführungen sind nach rechtzeitiger Anmeldung möglich.
Das Jahr 1968 verkörpert nicht nur die „1968-er Revolte“, nicht nur die Ermordung Robert F. Kennedys, zuvor die Martin Luther Kings, nicht nur den Vietnam-Krieg, nicht nur die Besetzung der CSSR mit der Hauptstadt Prag durch die Truppen des Warschauer Paktes, nicht nur die Hippies und das Kommen von Woodstock im August 1969, nicht nur den „Summer of Love“, nicht nur den Zeitgeist des weltweiten Protestes auch nach Gerechtigkeit, nicht nur die Beatles, Stones und Bob Dylan etc., nicht nur lange Haartracht und Twiggy, nicht nur das kritische Hinterfragen innerhalb der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft: Es sind umwälzende Veränderungen in der Welt gewesen, die heute auch wieder- im Jahre 2018- unter anderen Bedingungen und Erscheinungen für die jetzt Lebenden vielleicht erst in Konturen zu erahnen sind.

Mittels dieser überschaubaren Buch-, auch Zeitschriftenselektion kann der Besucher erkennen und sich selbst „ein Bild“ darüber machen, wie im wahrsten Sinne „weltbewegend“ dieses markante Jahr 1968 gewesen ist.

 

Die damalige Zeit kann man gut durch folgende Literatur einordnen:

„Zeiten des Wandels- Deutschland 1961-1974“ -Informationen zur politischen Bildung Nr. 258 – 1. Quartal 1998 (ISSN 0046-9408), Herausgeberin: Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, Adenauerallee 86, D-53113 Bonn

Die Publikation ist auch während der Ausstellung unentgeltlich erhältlich.

 

Die chronologischen Ereignisse des Jahres 1968 werden plausibel in folgender Literatur zusammengefasst:

Das Magazin für Geschichte- GEO EPOCHE 1968/STUDENTENREVOLTE, HIPPIES, VIETNAM: Die Chronik eines dramatischen Jahres , Nr. 88, Hamburg (ISBN 978-3-652-00641-5) 2018

 

Frank Deppe: 1968: Zeiten des Übergangs – Das Ende des `Golden Age`, Revolten & Reformbewegungen, Klassenkämpfe & Eurokommunismus, VSA Verlag ( ISBN 978-3-89965-794-4) Hamburg 2018  (Eine ausgezeichnete Gesamtanalyse, um die Zeit von/um 1968 besser verstehen zu können.)

Professor Dr. Frank Deppe (Universität Marburg/Lahn; nunmehr emeritiert) hielt am Dienstag (11. September 2018) im Hotel „Michelstädter Hof“ in Michelstadt/Odenwaldkreis  ein Grundsatzreferat zur Thematik der 1968er Bewegung „50 Jahre 1968- Ursachen und Folgen- Was bleibt?“

„68er-Bewegung war gut und nötig“- Professor Frank Deppe stellt seine Innen- und Außen-Ansichten jener Jahre vor/Kritik an Weggefährten“ (Von Michael Lang) Quelle: Odenwälder Echo vom 13. September 2018, Rubrik Odenwald, S. 11

Zur Person:

Frank Deppe wurde im Jahre 1941 in Frankfurt am Main geboren und studierte ab 1961 Goethe-Universität in Marburg Soziologie, Politikwissenschaften und Nationalökonomie. (Quelle: dit0)

 

 

Wolfgang Kraushaar: 1968  100 Seiten- mit Abbildungen und Infografiken  (ISBN 978-3-15-020452-8), Philipp Reclam jun. GmbH & Co, Stuttgart 2018 (Gut auch für die gymnasiale Oberstufe und das Studium themenbezogen geeignet.)

„Weder zuvor noch danach ist die Gesellschaft so grundlegend in Frage gestellt worden wie in jenem Jahr: Autorität, Ordnung, Gehorsam, Pflicht, Leistung, Zuverlässigkeit, Sauberkeit sowie Ethik und Moral insgesamt- der gesamte Kanon an sozialen Werten wurde auf den Prüfstand gestellt.“  (Klappentext zum Buch)

Ein halbes Jahrhundert ist mittlerweile vergangen seit jenem legendären Jahr 1968. Wolfgang Kraushaar, der wohl beste Kenner der 68er-Bewegfung, schildert die Ereignisse jenes Jahres und ihre Nachwirkungen, charakterisiert die Wortführer- Reformer und Revoluzzer-, zeigt die globale Dimension der Studentenrevolte und zieht ein politisches Fazit.  (Klappentext, dito)

 

 

 

Aktuelles in der Nachbilanz zu den 1960ern gibt das Interview mit der amerikanischen Folksängerin Joan Baez wieder. Baez startet am 31. Mai 2018 in Hamburg ihre letzte große Europa-Tournee. Weitere Termine im Jahre 2018 sind am 25./26. Juli in Wien, am 28. Juli in Halle, am 29. Juli in Berlin, am 31. Juli in Ludwigsburg, am 1. August in Schwetzingen und am 3. August 2018 in Köln. Baez traut damals auch mit Bob Dylan auf.

„Ich bin 77, machen wir uns nichts vor“- US-Folkikone Joan Baez hat vor Kurzem ein neues Album veröffentlicht und ist zum letzten Mal auf großer Tour. Im Interview spricht sie über die junge US-Protestgeneration, Obama und Trump- und darüber, wie es ist, das letzte Blatt am Baum zu sein“ (Von Jens Uthoff), taz zwei vom Mittwoch, 30.Mai 2018, S. 13

„Kann ich dich ein Stück begleiten?“ – So fragte Joni Mitchell 1969 in ihrem Song „Woodstock“. Heute wird die Musikerin 75 Jahre alt. (Quelle: Frankfurter Rundschau vom Mittwoch, 7. November 2018, S.33: Wir sind Sternenstaub – Die immer auf zwei Seiten Schauende Joni Mitchell wird heute 75) Siehe auch: www.jonimitchell.com

 

Und hier sind einige Bücher über 1969- das auch das „Woodstock-Jahr“ war :

„Revolution auf der Viehweide- Zwei Bildbände lassen das legendäre Woodstock-Festival vor fünfzig Jahren lebendig werden“ (Von Verena Hoenig), Quelle: Odenwälder Echo v. Dienstag, 9. April 2019 (Rubrik Bücher), S. 30

  • Ernesto Assante: Woodstock- Die RocknRoll- Revolution von 1969, White Star Verlag, 224 Seiten, 29, 95 Euro
  • Mike Evans, Paul Kingsbury: Woodstock- Chronik eines legendären Festivals, Riva-Verlag, 288 Seiten, 24, 99 Euro

 

Und jetzt nach 50 Jahren : Der Kölsch-Rocker Wolfgang Niedecken reist auf der Fährte von Bob Dylan in den 1960ern (Der fünfteilige Film wird als Doku-Reihe auf Arte täglich 17.10 Uhr vom 18.6. 2018 bis 22.6.2018 gezeigt.)

Quelle: „Spurensuche im Trump-Land/ ARTE Wolfgang Niedecken reist auf der Fährte von Bob Dylan durch die USA/Vergleich damals und heute“ (Von Cornelia Wystrichowski) Darmstädter Echo vom 14. Juni 2018/ Kultur, S. 26

Die damals historische Rolling Thunder- Tour- als Erinnerung an die Ursprünge der 1960er im Jahr 1975 vorgenommen und  literarisch festzuhalten hat damals kein anderer als Bob Dylan selbst in Auftrag gegeben. Diesen Auftrag erhielt einer der bekanntesten Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur und Pulitzerpreisträger der USA, der Dramatiker Sam Shepard (1943-2017):

Ein Meilenstein der Musikgeschichte. „Sam Shepard wollte gerade seine Pferderanch neu einzäunen, als Bob Dylan anrief: er solle Drehbuchautor der Rolling Thunder Revue werden, seiner legendären Comebacktournee von 1975… Davon erzählt Sam Shepard in seinem Tagebuch: Entstanden ist ein Roadmovie, ein Blick hinter die Masken des großen Sängers… Dylan zog in drei Bussen mit Freunden und Roadies durch die USA, bis er schließlich in New York den Madison Square Garden zum Sieden brachte. Im Duett mit Joan Baez (siehe oben) sang er Blowin` in the Wind und gemeinsam mit Mohammed Ali holte er den schwarzen Boxer Hurricane aus dem Gefängnis. Allen Ginsberg rezitierte Gedichte und gemeinsam besuchten sie das Grab Jack Kerouacs.

Der Film, der mit zwei Kamerateams all das von Tag zu Tag festhalten sollte, entstand erst Jahre später als `Renaldo und Clara`. Doch Shepards Tagebuch ist das wahre amerikanische Roadmovie, eine Suche nach dem Beginn des Beat, eine Odyssee in das Reich des Songmagiers.“ (Klappentext u. Innenseite).

Siehe Literatur: Sam Shepard ROLLING THUNDER Unterwegs mit Bob Dylan, Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt/Main (ISBN 978-3-596-17066-1) 2005

 

Aus dem Odenwaldkreis (ehemaliger Landkreis Erbach im Odenwald):

„Der Rote Freddy, neue Freiheit und das Fanal von Höchst- Wie vor 50 Jahren im Odenwald rebelliert wurde: Auf den Spuren der 68er Bewegung“  (Quelle: „Mümling-Bote“ vom 1.Juni 2018, Nr. 22, S. 7; 138. Jahrgang- Allgemeiner Anzeiger für Höchst im Odenwald und die Unterzent/Verlag und Druckerei: Erbacher Str. 2, D-64739 Höchst/Odenwaldkreis)

Der recherchierte Bericht zu „den markanten 1968er- Ereignissen im Odenwald“ (von Stefan Toepfer/Leiter der Pressestelle des Odenwaldkreises, erschien auch zweiteilig (2. Juni 2018 und 9. Juni 2018, hier zuletzt „Odenwald-Kloster als Revolten-Zelle“, S.15) im „Odenwälder Echo“ (Lokalseiten-Rubrik „Odenwald“).

 

Die punktuelle Recherche mit zahlreichen Aussagen zu den bewegenden Vorgängen des Jahres 1968 ist für die „Ausstrahlung“ in den Odenwald doch sehr interessant, stehen dabei auch  zunehmende „Kritikmündigkeit“ und „Fähigkeiten des Hinterfragens“ von Absolventen des Michelstädter Gymnasiums (Abiturjahrgang 1968) partiell im Mittelpunkt.

Dabei sind auch drei bildliche Dokumentationen (Abiturjahrgang-Klassenfoto 1968 am Gymnasium Michelstadt/Textauszug-Niederschrift von Horst Schnur/ Kloster Höchst im damaligen Landkreis Erbach) festgehalten.

 

Während der Bericht in der Recherche von Stefan Toepfer, Jahrgang 1966, den Blick auch nach Frankfurt am Main des Jahres 1968 fokussiert, berichtet Reinhold Nisch, Jahrgang 1951, damals noch Oberstufenschüler, von einer spontan eher zufälligen Begebenheit aus Bad König im Jahre 1968:

„Es war wohl Sommer, eher später Nachmittag. Wirein paar Bad Königer Jugendlichen– befanden uns gerade auf dem Schlossplatz und holten uns ein Eis im italienischen Eiscafé der de Zordos. Da tauchten einmal zwei ältere junge Männer- Anfang zwanzig , Richtung Mitte zwnzig Jahre wohl alt- auf. Sie  hatten damals auf Matrizen abgezogene Flugblätter dabei. Es waren zwei Studenten- wenn die Erinnerung nicht trügt- aus Heidelberg, die aber von den Elternhäusern her aus dem damals noch selbständigen Höhenluftkurort Vielbrunn stammten, der eine, eher hagere junge Mann war Lehramts-, der andere- etwas kräftiger an Statue  und Brillenträger- war Jurastudent. Sie wollten  gegenüber den Passanten „Aufklärungsarbeit“- wie sie sagten- betreiben- Aufklärung zu den Notstandsgesetzen, die die damalige erste Große Koalition in Bonn demnächst beschließen sollte. Bis dahin hatte man zu dem Thema noch zunächst keinen blassen Schimmer und machte sich danach doch dann allmählich etwas über die Presse kundig.“

Im Nachhinein, also ein halbes Jahrhundert später, ist aber auch festzustellen, dass auch die Universität in Heidelberg- neben natürlich der Universität in Frankfurt/Main in Wechselbeziehungen in den Odenwald punktuell „hineinstrahlte“, naheliegend- weil geografisch „dazwischen liegend“.

 

Und von Heidelberg wird noch etwas anderes in den 1960ern ausgehen:

Es wird Monate zuvor ein Jurastudent auch vom Studienort Heidelberg aus mit dem Zug nach Frankfurt/Main fahren und dort auch „vom Fach“ als Beobachter an den „Auschwitz-Prozessen“ teilnehmen. Jahre später wird auf dieser Basis Weltliteratur entstehen, in viele Sprachen übersetzt: Der Heidelberger Juraprofessor Bernhard Schlink wird „den Vorleser“ publizieren.

 

Aus Ober-Ramstadt bei Darmstadt gibt es eine individuelle Bilanzierung von Erich von Derschatta, Jahrgang 1943, „zu 1968“ – Quelle: „Mein 1968: Das Flair des Aufrührerischen mit einem Hauch von Abenteuer“ /Frankfurter Rundschau vom Samstag/Sonntag, 11./12. August 2018, S. 22. Herr v. Derschatta gelangt zu seiner persönlichen Lebensbilanz: „Mein beruflicher Weg, auf dem ich mich auch heute mit 75 jahrewn noch begeistert bewege, ist in hohem Maße durch die politischen Jahre und meine Entwicklung in diesem Prozess geprägt. Diese Zeit ist nicht aus der Geschichte der BRD (= Bundesrepublik Deutschland) hinwegzudenken. Ich möchte keinen Tag missen. auch wenn ich heute in keiner politischen Gruppe aktiv bin, engagiere ich mich dafür, dass Menschen aus Ihrem Herzen heruas neue Wege gehen und ihr Leben kritisch überprüfen. Das ist meine persönliche Lehre aus den Jahren um 1968.“ (dito; Fr-Blog: FR.de/die68er)

 

Das Jahr 1968 in Hessens Metropole Frankfurt am Main:

www. frankfurt- uni68.de

Hier hat Hartmut Riehm einen Teil seiner gesammelten Dokumentationen eingestellt.

 

Weitere Literatur/hier: Frankfurt am Main im Aufbruch der 1960er Jahre:

Markus Häfner: Bewegte Zeiten- Frankfurt in den 1960er Jahren (mit zahlreichen Abbildungen)  Klappenbroschur 192 Seiten ISBN 978-3-95542-375-9   Frankfurt/Main 2020  18,00 Euro     Jetzt im Buchhandel oder unter www.societaets-verlag.de// Tel. 069/7501-4297

Begleittext: „Frankfurt 1960: Menschen protestieren für Frieden, Abrüstung und gegen veraltete Strukturen. Ihre Forderung: ein radikaler gesellschaftlicher Umbruch und die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Doch das Jahrzehnt prägte weit mehr: Großbauprojekte, eine boomende Wirtschaft, neue Musikstile, Farbfernsehen oder Massenprodution. Der Begleitband zur Ausstellung im Institut für Stadtgeschichte zeichnet ein facettenreiches Bild dieses bewegten Jahrzehnts“.

 

 

(Zusammenstellung: Reinhold Nisch /HGV Bad König e.V.)

 

Unsere historische Aufnahme (Bildrechte: Heinz Toldrian/Scan: Reinhold Veit) zeigt an der Mündung von Elisabethen- zur Alexanderstraße im historischen Zentrum Bad Königs das schon historisch zu bezeichnende frühere Textilhaus Glenz, und zwar perspektivisch zweidimensional.

Die Aufnahme scheint aus den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg zu stammen. Man kann eine bestimmte textile Warenvielfalt- symbolisiert durch die Schaufensterauslagen erkennen. Im Hintergrund befindet sich sogar eine Art „metallener Hochschrank“ mit gläsernen Ziehfächern: Bei Einwurf eines bestimmten DM-Münzbetrages öffnete sich außerhalb der Geschäftszeiten für die Damenwelt das Fach mit den nach Größe gewünschten Nylon-Strümpfen als „letzter Schrei“ dieser Jahre.

Das einstige Haus mit Satteldach links neben dem Textilhaus „Glenz“ war das Anwesen Edelmann. Darin befand sich ein Geschäft mit Sämereien bzw. mit Saatgut. HGV-Mitglied Walter Löb, der hier in diesem Bad König-Bereich als Kind aufwuchs, erinnert sich noch daran, als er einst das beschauliche Ladengeschäft betrat, dass dort ein großer Schrank mit sehr vielen Schubläden sich darin befand und diverse Samensorten dort vorhanden waren, je nach Bedarf mit einer passenden Schaufel herausgeholt und zum Wiegen auf eine Schale gebracht wurden. (Gespräch: 25.03.2018)

 

 

Anmerkung: Der  Text kommt zu einem späteren Zeitpunkt.

 

 

 

Bad König – oder vielleicht erst nur König, denn der Bad-Titel wurde der Odenwaldgemeinde im Jahre 1948

verliehen. Aber was man sagen kann: Es sind die Nachkriegsjahre-auch später in den 1950er Jahren- im Nachhinein

„liebevoll und unkritisch“ als Wirtschaftswunderjahre bezeichnet.

Auf alle Fälle gab es hier im Odenwald und besonders in Bad König(wieder) die ersten Fachgeschäfte, die

Selbstbewusstsein ausstrahlen, obwohl das Artikelangebot bei weitem nicht so üppig ist, war wie  in unseren jetzigen

Jahren.

Unsere Aufnahme zeigt die „Storch-Drogerie“ in der mittleren Bahnhofstraße auf westlicher Seite.

(Foto: Bilddatenbank des HGV Bad König e.V.)

Zwei Damen und ein Herr stellen sich dem unbekannten  Photographen -wir schreiben es so, wie damals noch

rechtschreibkonform- und das doch fast „photogen“ gekonnt: Links daneben im Freien befindet sich eine Waage zum

Messen des körpereigenen Gewichtes- der „letzte Schrei“ damals. „10 Pfennige rein“ -und der Zeiger oben am

„Ableserund“ offenbart  das Kilogramm-Gewicht der betreffenden Person. Und nebenbei steht noch ein Werbeschild

für „Tempo“- dem (später weltweiten) Symbol und Synonym für „Schnupftücher“- und das in „Blütenweiß“, wie es

es uns die Schwarz-Weiß-Fernseh-Werbung  zumindest in den späten 1950er Jahren verkünden wird.

Eine Überraschung ist auch die „offene“ Werbung für  „Camelia“- Binden für die Frau der unmittelbaren

Nachkriegseineinhalbjahrzehnte (und auch bis heute)!

 

„Die Produkte von Camelia® setzen von Anfang an Maßstäbe. So produziert Camelia® bereits 1926 die erste Damenbinde der Welt und legt 1937 gleich mit einer praktischen Sportbinde nach. 1949 ist es dann soweit, die Camelia® Perfecta im Strickschlauch erobert den Markt und 1958 erscheint die Camelia® Record, bei dieser ersetzt ein intelligenter Vlieseinschlag den Mull.“ (Quelle: Camelia-Story/Internetauszug v. 04.01.2018)

 

Über der Schaufensterfront  befinden sich zusätzlich in rechteckiger Umrahmung die hauptsächlichen

Verkaufsofferten von „Photo-Berle“  im Quintett: Kaffee, Farben, Photo, Lacke, Tee.

 

Der allmähliche Strukturwandel im bundesdeutschen Nachkriegshandel setzte allmählich „Stück für Stück“ mit den  Gründungen von ersten Handelshöfen bzw. Supermärkten ein, die in Form teilweise von Ketten und heutzutage von einem flächendeckenden Netz von Handelsgiganten, daneben Drogeriediscountern und Baumärkten wie Möbelhäusern im heutigen Gesamtdeutschland infrastrukturell dominiert werden. Parallel dazu baut sich der Online-Handel verstärkt auf.

 

 

(Text: Reinhold Nisch/HGV Bad König e.V.)