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(Alle Fotos: Reinhold Veit/HGV Bad König e.V.)

Werner Heil beeindruckt in einem fulminanten Referat das Auditorium über die Schweizer Einwanderung in den Odenwald, Bergstraße und Pfalz- Bad Königer HGV-Vortragsreihe erlebt weiteren Höhepunkt

Bad König. Am Donnerstag (2. Mai 2019) war der in der Schweiz lebende Werner Heil zu Gast beim Heimat- und Geschichtsverein Bad König e.V. in der Historischen Rentmeisterei  am Schlossplatz. Im voll besetzten großen Saal zog der Referent „alle Register“ seines über zwei Dekaden an Jahren währenden Forschungsdranges zur Auswanderung der Schweizer „nach Norden“ hin zum Odenwald, Bergstraße und zur Pfalz- dies seit dem Dreißigjährigen Krieg, sogar auch noch Jahrzehnte früher. An diesem Abend wurde auch völlig überraschend und quasi druckfrisch Werner Heils umfangreiches wie stark erweitertes Buch „Schweizer im Odenwald und an der Bergstraße“ /Gendi-Verlag Otzberg 2019 (ISBN: 978-3-946295-41-9/28,50 Euro) in zweiter Auflage (mit zahlreichen Karten- und Statistikmaterial versehen) vom Verlag (www.gendi.shop.de) selbst präsentiert.

Werner Heil- ein „Bad Königer Bub“, der in Michelstadt sein Abitur machte, lebte und arbeitete ab dem 25. Lebensjahr in der Schweiz- machte plausibel, dass gerade nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) viele neue Einwanderer aus der Schweiz in das stark durch die Kriegsgräuel bevölkerungsmäßig dezimierte Mitteleuropa kamen- und gerade auch in den Odenwald und die gleichfalls entvölkerte Bergstraße. So spielten exemplarisch sowohl die konfessionelle Zugehörigkeit ebenso eine Rolle wie die Vertreibung Andersgläubiger, wobei noch eine Art Mixed aus politischer Verfolgung, purer ökonomischer Not und auch das Trachten nach wirtschaftlichem Erfolg sich hinzugesellte. So konnte man im Odenwald dennoch einen Hof mit ca. 25 ha Fläche erwerben- das Äquivalent eines halben Jahreslohnes eines Handwerkers. Auch wurde zunächst unter sich geheiratet. „In den 20 Jahren seiner Recherchen in schweizerischen Archiven fand Heil viele Familien, die teilweise über mehrere Stationen in den Odenwald kamen. Deshalb wurden auch Listen aus dem Kraichgau und der Kurpfalz verarbeitet. Zu vielen sammelte er entscheidende Hinweise über deren Herkunft und zu den Heimatorten der Familien in der Schweiz.“ (Zitat/Klappentext des Buches)

Die Schweizer ließen sich in den engen Regionen des Elsass, in den links- und rechtsrheinischen Gebieten des Rheines gerade im Kraichgau nieder. Die Grafschaft Erbach im Sekundärareal dieser Gebiete nutzte die politischen und regionalen Verflechtungen der Kurpfalz zum Anwerben von Aussiedlern. Die Schweizer Auswanderer wurden- wenn überhaupt- sehr lückenhaft erfasst, und auch in den letzten Jahren und heute noch gibt es fast kaum wissenschaftliches Forschungsinteresse in der eidgenössischen Geschichtswissenschaft daselbst, diese Forschungslücken zu schließen. Ausnahme ist da schon Werner Heil, der sich da verdienstvoll herangewagt hat.

Wo waren die Leute der Schweizer Migration denn tätig? Landwirtschaft/Forstwirtschaft, Handwerkswesen, Bergbau und Eisenschmiede, aber auch Pfarrer und Lehrer wie den Soldatendienst machende Schweizer sind hier zuvörderst zu nennen.

Wie waren die Wanderrouten der Schweizer Auswanderer „nach dem mitteleuropäischen Norden?“ Basel und Schaffhausen/Bodensee waren innerschweizerisch die beiden kardinalen Ausgangsrouten, um auch über die Schiene „Freiburg im Breisgau- Karlsruhe- nach Mannheim/Ludwigshafen und Heidelberg“ letztendlich  auch in den Odenwald zu gelangen. (Die Rheinfahrt entfiel weitestgehend pekuniär.)

Hierbei folgten die Auswanderer bei der Selektion der Zielgebiete den „vorgefertigten Trampelpfaden“ (so Heil), die von Kaufleuten, Handwerkern, Bauleuten, Pfarrern und Täufern quasi „vorgespurt“ wurden.

Heil wies z. B. überzeugend zudem noch nach, dass auch heute im Odenwald(kreis) exemplarisch noch geläufige Nachnamen wie Bitsch (ursprünglich in der Schweiz/CH Pitsch/i), Neff (Näf) , Kredel (Grädel),Schanz (Tschanz) , Glenz ( Kläntschi), Schenkel (Schenkel), Schönberger (Schönenberger), Egli (Egli) oder Dascher (Täscher) u.a. schweizerischen Ursprunges sind- partiell leicht abgeändert (auch durch Hör- und Übertragungsfehler hiesiger Behörden). Alles in allem war es ein gelungener Frühlingsabend der besonderen Historie, der mit einem zahlreichen Fragekatalog aus dem Auditorium gegenüber dem Referenten, der alles zufrieden beantworten konnte, endete. HGV-Vorsitzender Reinhold Nisch dankte abschließend dem Referenten für die fundierte Analyse zum alle interessierenden Thema, dem HGV-Vorstand mit Heidi Hoffmann, Renate März, Reinhold Veit und Alexander Körner für die Vorbereitungen und Durchführung der Veranstaltung, wünschte zuletzt den zahlreichen Besuchern der Verantaltung ein gute Heimkehr.

 

 

Weitere Literatur (Schweizer Auswanderung im 19. Jahrhundert u.a):

Dominik Sauerländer/School of Education FHNW, Windisch: Die Schweiz als Auswanderungsland- Wirtschaftliche Not führte im 19. Jahrhundert zu drei grossen (großen) Auswanderungswellen/Liestal vom 6. April 2016 /Literatur: Die vollständige Literaturliste ist zu finden in der Online-Version unter www.sanp.ch (Stand: 05.05.2019)

 

Auch sehr empfehlenswert:

Daniel Defoe: Kurze Geschichte der pfälzischen Flüchtlinge /Mit einem Vorwort von John Robert Moore- Aus dem Englischen von Heide Lipecky, Frankfurt am Main (Büchergilde Gutenberg- ISBN  978-3-7632-7086-6 / www. buechergilde.de) 1. Auflage 2019          Daniel Defoes Bericht „A Brief History of the Poor Palatine Refugees“ erschien erstmals im Original schon im Jahre 1709.