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Bad Königer Geschäfte-Historie: Vom Versandhaus zum Modehaus Schweitzer

Bad König. Das Bild (Scan: R. Veit) zeigt eine Werbe-Anzeige des  1840 gegründeten heutigen Modehauses Schweitzer an der anfänglichen Bahnhofstraße im einstigen König im Odenwald des Jahres 1913. Damals firmierten „die Schweitzers“ noch unter Versandhaus Schweitzer, denn die Kundschaft reichte weit über dem beginnenden „Kur- König“ bis nach Darmstadt, Offenbach, Mainz und Frankfurt hinein. Auch in den 1950er wie 1960er Jahren gab es da angestellte Handelsreisende, die das Geschäft auch per „Käfer“ überregional tätigten. Mittels des baulichen Komplexes erkennt man die verschiedenen Baujahr-Abschnitte des gesamten Ensembles (1883-1892-1899). Der dann 1904 errichtete vierte und größte Bau weist auch heute noch eindeutig Stilelemente des aus Darmstadt einwirkenden und heute weltberühmten Jugendstils auf, den wir in unserem Städtchen noch an ein paar weiteren Gebäuden erkennen können, u.a. an der „Villa Tramontana“.  Ihr HGV Bad König e.V.

 

 

Literatur/Katalog zum Thema „Jugendstil“:

„Die facettenreiche Welt des Jugendstils- Göttinnen des Jugendstils“ – Hrsg. von Badisches Landesmuseum, Braunschweigisches Landesmuseum und Allard Pierson Museum Amsterdam, 2021, 208.S. mit 120 farb. Abb.., 22 x 26 cm, geb. wbg Theiss, Darmstadt. – Anlässlich der Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum Karlsruhe vom 18.12. 2021 bis 19.06. 2022. (landesmuseum.de/jugendstil) Anschließend ab Oktober 2022 im Braunschweigischen Landesmuseum.

 

 

 

Bad König – oder vielleicht erst nur König, denn der Bad-Titel wurde der Odenwaldgemeinde im Jahre 1948

verliehen. Aber was man sagen kann: Es sind die Nachkriegsjahre-auch später in den 1950er Jahren- im Nachhinein

„liebevoll und unkritisch“ als Wirtschaftswunderjahre bezeichnet.

Auf alle Fälle gab es hier im Odenwald und besonders in Bad König(wieder) die ersten Fachgeschäfte, die

Selbstbewusstsein ausstrahlen, obwohl das Artikelangebot bei weitem nicht so üppig ist, war wie  in unseren jetzigen

Jahren.

Unsere Aufnahme zeigt die „Storch-Drogerie“ in der mittleren Bahnhofstraße auf westlicher Seite.

(Foto: Bilddatenbank des HGV Bad König e.V.)

Zwei Damen und ein Herr stellen sich dem unbekannten  Photographen -wir schreiben es so, wie damals noch

rechtschreibkonform- und das doch fast „photogen“ gekonnt: Links daneben im Freien befindet sich eine Waage zum

Messen des körpereigenen Gewichtes- der „letzte Schrei“ damals. „10 Pfennige rein“ -und der Zeiger oben am

„Ableserund“ offenbart  das Kilogramm-Gewicht der betreffenden Person. Und nebenbei steht noch ein Werbeschild

für „Tempo“- dem (später weltweiten) Symbol und Synonym für „Schnupftücher“- und das in „Blütenweiß“, wie es

es uns die Schwarz-Weiß-Fernseh-Werbung  zumindest in den späten 1950er Jahren verkünden wird.

Eine Überraschung ist auch die „offene“ Werbung für  „Camelia“- Binden für die Frau der unmittelbaren

Nachkriegseineinhalbjahrzehnte (und auch bis heute)!

 

„Die Produkte von Camelia® setzen von Anfang an Maßstäbe. So produziert Camelia® bereits 1926 die erste Damenbinde der Welt und legt 1937 gleich mit einer praktischen Sportbinde nach. 1949 ist es dann soweit, die Camelia® Perfecta im Strickschlauch erobert den Markt und 1958 erscheint die Camelia® Record, bei dieser ersetzt ein intelligenter Vlieseinschlag den Mull.“ (Quelle: Camelia-Story/Internetauszug v. 04.01.2018)

 

Über der Schaufensterfront  befinden sich zusätzlich in rechteckiger Umrahmung die hauptsächlichen

Verkaufsofferten von „Photo-Berle“  im Quintett: Kaffee, Farben, Photo, Lacke, Tee.

 

Der allmähliche Strukturwandel im bundesdeutschen Nachkriegshandel setzte allmählich „Stück für Stück“ mit den  Gründungen von ersten Handelshöfen bzw. Supermärkten ein, die in Form teilweise von Ketten und heutzutage von einem flächendeckenden Netz von Handelsgiganten, daneben Drogeriediscountern und Baumärkten wie Möbelhäusern im heutigen Gesamtdeutschland infrastrukturell dominiert werden. Parallel dazu baut sich der Online-Handel verstärkt auf.

 

 

(Text: Reinhold Nisch/HGV Bad König e.V.)