Bad Königer Damals-Abend mit Ilse und Erich Süßner sowie Katharina Haase

Schon zu Sommerbeginn wurde der Bad Königer Historien-Abend mit dem Thema „Kennt ihr das noch – das (Bad) König von einst?“ geplant und dann am Mittwoch (4. November 2015) im großen Saal der Rentmeisterei verwirklicht.

Veranstalter waren der hiesige Heimat- und Geschichtsverein in Kooperation mit der Stadt Bad König. Und das Erstaunen der
Veranstalter war äußerst groß ob des sehr großen Besucherandranges, so dass von den HGV-Vorstandsmitgliedern Renate März, Alexander Körner und Reinhold Veit mittels Unterstützung von Gästen die weitere Bestuhlung gewährleistet werden musste: Das Interesse in Erinnerungen und Auffrischungen „einzutauchen“ – wenigstens für dann zweieinhalb Stunden – war sehr attraktiv, denn Erich Süßner drehte vor gut vierzig Jahren in mehrjähriger Zusammenstellung den gut einstündigen Filmstreifen – jetzt mutiert zum „Bad König-Klassiker“. Alles, was das „Booming-Bad König“ der 1970er Jahre noch ausmachte – Kliniken, Pensionen, Hotelbetriebe, Restaurants, Gasthäuser – den großen wie den kleinen Kurpark in ihren originären Strukturen samt der „kleineren“ Odenwald-Therme u.a., verknüpft mit den (auch heute noch) wundervollen Landschaften und Schutz- wie Wanderhütten (benannt nach verdienten Bürgern wie z.B. dem Heimatmaler Georg Vetter, dem Nordpolarforscher Carl Weyprecht sowie dem Forstmeister Ritter oder gewidmet der Adeligen Caroline). Auch Prominente wie Hans („Hänschen“) Rosenthal, dessen ZDF-Unterhaltungssendung „Dalli Dalli“ jahrelang eine ganze Generation vor die Fernsehgeräte lockte, waren hier für einige Zeit zu Hause, um sich vom Alltagsstress zu erholen. Erich Süßner fing auch bauliche Strukturen ein, die so heute nicht mehr existieren
(Beispiel: damaliges Bundespostgebäude – heute Voba-Galerie mit Ärztezentrum). Und Ilse Süßner, die anschließend auf Grund ihrer Recherchen eigentlich von den 1950er bis zu den 1970er Jahren hin den Untersuchungsbogen spannte, betonte besonders, dass man da zuletzt 13000 Kurgäste pro Jahr zählte, die generell vier, bei badeärztlich gutgeheißener Verlängerung sogar sechs Wochen blieben, während die Einwohnerzahl der damaligen Kerngemeinde – Bad König hatte da noch nicht die Stadtrechte – in etwa 3700 Einwohner zählte. Vielen Anwesenden des Abends war nicht bewusst oder wurde erst wieder in die Erinnerung gerückt, wie vielfältig und umfassend das Bad Königer Gewerbe inklusive der Landwirtschaft war. Denn es existierten nämlich allein 76 bäuerliche Betriebe, Dutzende von Einzelhandelsgeschäften und zahlenmäßig – um nur ein paar Punkte anzuführen – 9 Bäckereien, 9 Metzgereien, gar 18 Schuster bzw. Schuhverkaufsgeschäfte, unzählige Gastronomie- und
Beherbungs-Betriebe wie auch Restaurants. Katharina Haase – gleichsam historische Bad König-Kennerin – trug ein von ihr damals verfasstes Bad König-Gedicht vor, welches den Zeitgeist amüsant widerspiegelte, und sie verriet, dass sie einst als „junges Ding“ eine „Backpfeife“ bekam ob des Besuches in einem Hotelrestaurant. Gleichfalls zum Schmunzeln anregend war ihr eigens verfasster erzählerischer Beitrag von einem Landwirt, der am „damaligen nördlichen Ortsausgang „vielfältige Entsorgungen“ in einer gigantischen Grube vornahm, die als ein „Kaleidoskop“ von speziellen „Kinnicher Geheimnissen“ gewertet werden konnte. Zudem schlug in einem weiteren Part Ilse Süßner den Bogen zu den Anfängen der Kurkapelle (Herren Lehr, Jean Trumpfheller, später Pilarski). Einen Sonderbeitrag nahm das Musikgenie Paul Hindemith ein, wobei Ilse Süßner dem moderierenden HGV-Vorsitzenden Reinhold Nisch ein Bild-/Schrift-Duo über Paul Hindemith von August Hofferberth übergab, welches sich mittlerweile schon im Heimatmuseum befindet. Die „Hindemith-Gedenktafel“ hängt dort am Gebäude „Hotel Krone“
eingangs der Elisabethenstraße, da der neunjährige Paul Hindemith anno 1905 dort ein großes Saalkonzert gab. Zu fortgeschrittener Stunde konnten noch in kleiner oder größerer Runde Fragen zum historischen Bad König mit den drei Referenten diskutiert werden, wobei aber auch hier das Rätsel um das sogenannte „Scior-Schild“ nahe der Kimbacher Straße ungelöst blieb.